Ist emotionale Entfremdung vom Partner wirklich das Ende?
Artikel über emotionale Entfremdung in der Partnerschaft – das Gefühl dahinter zu verstehen: Zu Beginn Ihrer Beziehung fühlten Sie sich sicher glücklich und erfüllt, verstanden, wertgeschätzt und geborgen.
Umso verletzender ist es jedoch heute, wenn Sie an einen Punkt gelangt sind, an dem Sie sich von Ihrem Partner kaum noch verstanden fühlen, vielleicht sogar den Eindruck haben, dass der Partner sich von Ihnen abwendet und es immer mehr zu einer Entfremdung in der Partnerschaft kommt.
Sie haben das Gefühl es läuft nicht mehr?
…dass es um Ihre Beziehung nicht mehr so steht, wie es noch zu Beginn der Fall gewesen ist.
Sie sind plötzlich nur noch „selbstverständlich“ ?
Natürlich wird in jeder Partnerschaft alles irgendwann mehr oder weniger selbstverständlich. Auch dieser Prozess schleicht sich langsam ein. Eine gewisse respektvolle Selbstverständlichkeit und Vertrautheit sind sicher wunderschön.
Wie jedoch aus dieser Selbstverständlichkeit Desinteresse und das Gefühl, der Partner ist ja eh da und eigentlich braucht es keine Wertschätzung mehr wird, ist fatal. Eines Tages begrüßt man sich dann nicht mehr mit einer innigen Umarmung und einem leidenschaftlichen Kuss, sondern mit einem flüchtigen Schmatzer, wenn überhaupt. Dinge, für die Sie sich früher immer bedankt haben, sind jetzt eine Selbstverständlichkeit.
Man zeigt dem Partner seine Liebe nicht mehr, gibt ihm immer weniger das Gefühl, wirklich noch wertgeschätzt zu werden.
Sie fühlen sich auch irgendwie
…nicht mehr geborgen, nicht mehr verstanden, merken immer mehr trotz Partnerschaft oder Ehe einsam und allein zu sein?
Obwohl Sie einander schon so viele Jahre gemeinsam verbracht haben, haben Sie das Gefühl, diesen Menschen neben sich gar nicht mehr zu kennen.
Das einstige Miteinander leben ist nun noch bestenfalls ein nebeneinander her leben geworden.
Auf einmal führen sogar die geringsten Kleinigkeiten zu Streit und Meinungsverschiedenheiten. Im Gegensatz zu früher fühlen Sie sich nicht nur vom Partner nicht verstanden, sondern immer häufiger beschleicht uns das Gefühl, dass wir von ihm oder ihr sogar absichtlich missverstanden und provoziert werden.
Dies führt sicher irgendwann dazu, dass Sie gar kein Verlangen mehr verspüren, Ihrem Partner überhaupt noch etwas von sich zu erzählen. Schließlich haben wir sowieso das Gefühl, dass alles was wir zur Sprache bringen, falsch aufgefasst wird oder für den anderen eh uninteressant ist. Sie reden kaum noch miteinander und teilen die Erlebnisse Ihres Alltags, Ihre Pläne und Bedürfnisse gar nicht mehr mit dem anderen.
Geht es sogar so weit, dass die reine Anwesenheit des Partners Sie schon „stört“, sind eher unbewusst dankbar für eine Ruhe voneinander? Schweigen!
Es gab eine Zeit, da konnten Sie sich einfach stundenlang miteinander unterhalten. Es gab für Sie beide nichts Schöneres, als gemeinsam ins Wochenende zu starten und einander schon morgens einfach beim Frühstück die unterschiedlichsten Dinge zu erzählen.
Emotionale Entfremdung kommt oft schleichend…
Ist allerdings über einen längeren Zeitraum bei Ihnen das Gefühl vorhanden, dass Sie sich von Ihrem Partner emotional entfremdet haben, befinden Sie sich sicher bereits mitten in einer Beziehungskrise und steuern schlimmstenfalls geradewegs auf die Trennung zu.
Wichtig für Sie zu wissen ist jedoch, dass sich eine emotionale Entfremdung in der Regel über einen längeren Zeitraum unauffällig einschleicht. Häufig bemerken Paare bzw. einer der Beiden leider viel zu spät diese zunehmende Isolation voneinander.
Häufig sind es die kleinen Auseinandersetzungen im Alltag, die den ersten Schritt der Entfremdung einleiten. Es ist zwar normal, dass wir uns in einer Beziehung immer mal wieder über den anderen ärgern. Konstruktive, respektvolle Streitigkeiten können zwar auf Dauer zur Verbesserung der Beziehung beitragen, wenn beide jeweils das Anliegen des anderen ernst nehmen und darum bemüht sind, etwas zu verändern und eine Lösung zu finden, die für beide Partner akzeptabel ist.
Das Ansprechen des Partners auf diese Entfremdung kann durchaus für manche eine Menge Mut erfordern, da es letztlich auch das selbst Eingestehen der kriselnden Beziehung ist.
Tut sich jedoch das Gefühl auf, ignoriert, nicht beachtet und ernst genommen zu werden, gegen eine Wand zu reden, vom Partner bis hin sogar als „geistesgestört“ entwertet zu werden, werden eigentlich konstruktive Diskussionen eine einfach nur lästige und gefühlte Zeitverschwendung, denn derjenige, der eine Änderung herbeisehnt, wird vom Partner einfach nicht mehr ernst genommen.
Die logische Konsequenz? Derjenige, der etwas ändern möchte, zieht sich zurück. Er gibt die Hoffnung auf Änderung oder den Wusch nach mehr Wertschätzung und gelebter Liebe innerlich auf. Schließlich werden wir vom Partner sowieso nicht ernst genommen.
Warum dann mit dem anderen noch über die Aspekte sprechen, die uns stören oder belasten, wenn diese sowieso nur zu sinnlosem Streit, vielleicht sogar zu Beleidigungen führen? Weshalb Dinge ansprechen, wenn sich am Ende doch nichts ändert, weil der andere sich nur über uns lustig macht, oder einfach sagt, ist doch alles gut so, brauchen wir nicht weiter zu reden.
Man lässt immer mehr an sich abprallen. Hackt der andere wieder mal auf uns herum, fühlen wir uns gar nicht mehr richtig angesprochen. Paare, die nie miteinander diskutieren oder sich streiten sind kein Beweis für eine besonders harmonische Paarbeziehung. Nein. Meist ist dies ein schlechtes Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass beide sich nicht mehr füreinander interessieren und ihre Beziehung bereits aufgegeben haben.
Oder werden die Probleme einfach nicht ausgesprochen und verdrängt, damit sie sich selbst nicht eingestehen müssen, dass sie ein Beziehungsproblem haben, immer mit der stillen Hoffnung, wird „irgendwie“ schon wieder.
Die emotionale Entfremdung durchläuft mehrere Phasen
Zuerst empfinden noch Sie Wut und Aggression.
Sie spüren, dass Ihre emotionalen Bedürfnisse vom Partner nicht mehr wahrgenommen werden. Sie werden verständlicherweise irgendwann wütend, versuchen sich Luft zu machen und vermutlich haben Sie vieles probiert, um den Partner auf sich aufmerksam zu machen, Gehör zu finden. Durch die aus Ihnen irgendwann heraussprudelnde Wut fühlen Sie sich zumindest für den Moment nicht mehr hilflos, obwohl wir Sie das ja eigentlich sind. Durch unseren Wutausbruch erhoffen Sie insgeheim, dass der Partner sein Verhalten vielleicht doch verändert und Sie Gehör finden.
Oder aber Sie können Ihre Wut und Unzufriedenheit nicht offen ausleben, da Sie den Konflikt scheuen und „schlucken“ Ihre Emotionen herunter und lassen diese „gären“.
Traurigkeit und Hilflosigkeit zieht ein.
Erreichen Sie durch unseren Wutausbruch nichts, kommt es zur zweiten Stufe. Trauer. Wir sammeln schon in der Kindheit die Erfahrung, dass wir durch Trauer meist mehr erreichen können, als durch einen Wutausbruch. Die wenigsten Menschen können die Tränen eines anderen ertragen und geben als Folge nach. Ihr eigener Partner jedoch schon…. Vielleicht entsteht sogar das Gefühl, dass der Partner Ihre Traurigkeit als ganz passabel empfindet, denn nun ist ja endlich Ruhe.
Es folgt die Resignation.
Machen Sie immer wieder die Erfahrung, dass Ihre emotionalen Bedürfnisse, Ihr Wusch nach Respekt, Wertschätzung und einem Miteinander nicht gehört und nicht beantwortet wird, resignieren Sie irgendwann. Sie ziehen sich mehr und mehr vom Partner zurück. Auch Sie teilen sich nun dem Partner nicht mehr mit, machen Ihre Probleme mit sich oder Freunden aus, suchen sich Ersatz für fehlende Zuwendung – schlimmstenfalls beginnen Sie eine Affäre.
Sie emfinden an dieser Stelle keine Trauer mehr
…sondern sind teilnahmslos und gleichgültig akzeptieren langsam den Tod Ihrer Beziehung und machen Ihr Ding.
Sie sind, vielleicht jedoch zu Unrecht, zu dem Schluss gekommen, dass wenn Sie nichts mehr von Ihrem Partner erwarten, auch nicht verletzt werden können. Sie verspüren keinen Kummer mehr, der Sie lähmt. Keine Enttäuschung mehr, keinen Schmerz. Ein vermeintlich guter Zustand, der sich besser anfühlt als die frühere stete Trauer und Hilflosigkeit.
Gerade diese Resignation ist jedoch oftmals verhängnisvoll, denn dadurch treiben Sie die Entfremdung noch schneller voran. Redet ein Pärchen nicht mehr miteinander, ist es gar nicht möglich, dass beide voneinander wissen, was im jeweils anderen vorgeht oder was der andere fühlt und denkt.
Die Abwärtsspirale dreht sich weiter, denn das Schweigen hat wiederum oftmals zur Folge, dass das Paar immer weniger Zeit miteinander verbringt. Die Nähe des anderen wird irgendwann auch nicht mehr gewünscht, sondern ist auf einmal lästig.
Man trifft sich lieber mit guten Freunden, anstelle das Wochenende mit der Partnerin oder dem Partner zu verbringen, um wenigstens für ein paar Stunden der schlechten Stimmung oder dem Schweigen in den eigenen vier Wänden zu entfliehen. Es liegt auf der Hand, dass diese Isolation voneinander nicht dazu beiträgt, dass sich das Verhältnis zwischen dem Paar bessert.
Logisch ist jedoch auch, dass einer der beiden Partner allein die Beziehung nicht retten kann und nicht in der Lage ist, den Prozess der Entfremdung zu stoppen. Haben sich beide voneinander entfremdet, ist es auch Ihrer beider Aufgabe, diesen Prozess zu unterbrechen und sich gegenseitig wieder anzunähern.
Kommt der Wille zur Veränderung lediglich von einem von einem Partner allein, ist dies zwar schön und gut und zeugt von wahrer Charakterstärke und sicher auch von Liebe, doch wenn nicht Sie beide im gleichen Maße bereit sind, wechselseitig auf einander zuzugehen und sich wieder verstärkt umeinander zu bemühen, ist die Partnerschaft dennoch dem Untergang geweiht.
Es ist empfehlenswert, zunächst das Gespräch mit dem Partner zu suchen und überhaupt über die Problematik zu sprechen. Sie sollten ihm oder ihr anvertrauen, dass Sie das Gefühl haben, sich immer mehr voneinander entfernt zu haben und Sie nicht mehr glücklich sind. Möglicherweise ist der Partner oder die Partnerin sich gar nicht darüber im Klaren, wie unglücklich Sie sind.
Sollte daraufhin beiderseits Interesses an einer Veränderung der Situation bestehen gilt es, dass beide Partner in einem gemeinsamen Gespräch herausfinden ohne sich gegenseitige Schuldzuweisungen zu machen, welche Aspekte sie momentan in der Beziehung als störend empfinden und was ihnen fehlt.
Häufig gelingt dies jedoch unter vier Augen nur schwer, dann sollten Sie sich nicht scheuen, eine Paarberatung zur Lösung Ihrer Situation in Anspruch zu nehmen.
Denn gerade wenn Sie sich in einer höheren Stufe der emotionalen Entfremdung befinden ist ein empathischer Umgang miteinander ist oft nicht mehr möglich. Die Fronten sind zu verhärtet. Ein für beide Partner zufriedenstellendes Arrangement zu finden ist in scheinbar unerreichbare Ferne gerückt. Es kann ratsam sein, sich Hilfe bei einer Paarberatung zu suchen. Die Liebe zueinander wiederherstellen und so gemeinsam in eine gemeinsame glückliche Zukunft blicken zu können.
Bei uns erhalten sie eben diese Hilfe, durch eine andere und innovative Form der Paarberatung. Jene findet zu viert statt – mit uns als Beraterpaar Rolf & Sandra Neumayr. Diese Möglichkeit eröffnet Ihnen zahlreiche Vorteile. Es können Probleme getrennt voneinander mit dem jeweiligen Berater in Einzelgesprächen verbalisiert, aufgearbeitet und schließlich geklärt werden. Auch um die Belastungen des Partners verstehen zu lernen.
Unser Ziel ist es, neben dem Erkennen der individuellen Problematiken in den Einzelstunden auch das Verständnis für den Partner zu erhöhen und in den Paarsitzungen, welche dann wieder gemeinsam stattfinden ,erfüllende und nachhaltige Lösungen für beide Partner zu erarbeiten und so auch einen völlig neuen Umgang mit dem Partner zu erlernen und zu verinnerlichen.
Artikel von Sandra Neumayr
Emotionale Entfremdung | Sie kommt oft schleichend